Samstag, April 19 2025

Zürich – Rocky Mountains

Eigentlich wollten wir schon vor einer Weile einen Blog starten aber neben reisen, malen, fotografieren und Eindrücke verarbeiten blieb nie so richtig Zeit. Doch als wir für zwei Wochen in den Rocky Mountains bei einer Familie halfen eine Holzhütte zu bauen fanden wir endlich Zeit uns daran zu setzen. In den fünf Monaten seit wir Zürich verlassen hatten war bereits unglaublich viel passiert. Mehr als man in einem einzigen Blogpost beschreiben könnte. Deshalb verfassten wir diesen Eintrag hier, in dem wir in groben Zügen unsere Reiseroute bis hierhin beschrieben.

Schwer beladen mit je zwei Rucksäcken und einer grossen Tasche voller Essen verliessen wir am 2. Mai Zürich mit dem Zug. Über Nacht und mit nur einer Stunde Verspätung (die nichtsdestotrotz unsere Anschlussverbindung zunichte machte) gelangten wir nach Hamburg, von wo aus wir weiter bis nach Hirtshals an der Dänischen Nordseeküste fuhren. Am nächsten Nachmittag ging es dann auf die Fähre in Richtung Island. Vier Tage später kamen wir in Seyðisfjörður, welches an der Ostküste Islands liegt, an. Um Reykjavik, von wo aus wir 6 Tage später nach Vancouver flogen, zu erreichen mussten wir aber noch ganz in den Westen kommen. Wir kombinierten diese Reise also mit einer kleinen Island Tour und mieteten uns ein mittelgrosses Auto, in dem wir hinten die Sitze runter klappten, unser Campingmätteli aufbliesen und rein legten. So ausgestattet fuhren wir der Südküste Islands entlang, der Ringstrasse nach. Unter Anderem gab es niedliche Papageientaucher und Robben zu beobachten, Gletscherseen zu bestaunen und einsame heisse Quellen zu geniessen. Das Schlafen im Auto war natürlich nicht super komfortabel, aber bei den Isländischen Übernachtungspreisen war es eine einfache Wahl, zumal unser angespartes noch einige Monate oder Jahre reichen soll.

Die kanadischen Grenzbeamten am Gate in Reykjavik waren dieses Mal genau so nervtötend wie vor 10 Jahren an der US/Kanadischen Grenze, als ich das letzte Mal nach Kanada einreiste. Dass man ohne genaue Reisepläne, ohne Job im Heimatland und überhaupt ohne ein zu Hause einreisen will finden sie ganz schräg und bilden sich wohl sofort ein, dass man nie mehr ausreisen würde. Ich hatte schon damit gerechnet dass sie uns nicht einfach so ohne weiteres einreisen lassen würden, Lisa hingegen war etwas mehr schockiert als ich. Nun ja, schlussendlich liessen sie sich überzeugen dass wir vertrauenswürdig sind und gaben uns einen kleinen grünen Kleber auf den Pass. Ohne den hätte man nicht boarden können. Dass man den auch einfach von jemand anderem vom Pass abkratzen und auf den eigenen kleben könnte, soweit hatten sie offensichtlich nicht gedacht. Irgendwie ein Witz das Ganze. Aber durchaus bereits ein erster Vorgeschmack auf viele noch kommende Momente in denen wir während dem Reisen in Kanada noch dachten: Das ist ja doch irgendwie eine etwas unsinnige, chaotische Weise die Dinge zu organisieren.

Bis zur Ankunft in Vancouver hatten wir das meiste bereits Monate im Voraus geplant – Zug, Fähr- und Flugtickets gekauft, AirBnB und Auto gemietet. Ab hier war jedoch alles offen. Wir hatten den wagen Plan ein Auto zu kaufen und damit in den Norden zu fahren, jedoch nicht mehr als das. Schlussendlich kauften wir in Vancouver einen mittelgrossen SUV (2007 Hyundai Santa Fe) und bastelten hinten ein Bett rein, im gleichen Stil wie wir das bei unserem Campervan Jahre zuvor gemacht hatten, diesmal halt in etwas kleinerem Format. Damit fuhren wir zuerst nach Vancouver Island und auf die Southern Gulf Islands – eine Inselgruppe zwischen dem Festland und Vancouver Island – und verbrachten dort Zeit unterwegs in unserem neuen zu Hause und bei Workaways.

Dann zog es uns richtung Norden, in den Yukon. Die Fahrt von Vancouver nach Whitehorse (die Hauptstadt des Yukons) dauert circa 27 h mit dem Auto – etwa 2400 km. Auf dem Weg gingen wir hin und wieder auf eine Wanderung, übernachteten in unserem Auto an türkisblauen Seen und machten manchmal Halt in einem Tim Hortons (die Kanadische Variante von Starbucks) um mal wieder Internet zu haben und ein neues Hörspiel für unterwegs runter zu laden.

Im Yukon verbrachten wir dann fast zwei Monate (mit Abstechern in die North West Territories und nach Alaska) in denen wir unter anderem im Kluane National Park and Reserve (das eine Fläche von der Hälfte der Schweiz abdeckt) eine 9 tägige Wanderung machten, zwei Wochen mit dem Kanu den Yukon River herunter paddelten, bei einer Familie mit Hunden und Pferden rund ums Haus halfen, Nordlichter bestaunten, im Arktischen Ozean badeten und Grizzlies beim Lachse fischen beobachteten. Schliesslich wurde es aber gegen anfang September zu kühl so weit im Norden um noch lange „aus dem Auto“ zu leben. Wenn man, abgesehen von der Zeit die man im Bett liegt oder Auto fährt, gezwungen ist immer draussen zu sein wird es irgendwann anstrengend, wenn die Temperaturen fallen und die Tage immer kürzer werden.

Schweren herzens, doch voller unvergesslicher Eindrücke und Erlebnisse, verliessen wir den Yukon in Richtung Südosten und fuhren durch das nördliche BC in die Rocky Mountains. Auf dem Weg sahen wir Bären (sowohl lebendig als auch tot), Karibu, Bison, Bieber und sogar einen Luchs.

Doch auch in den Rockies ereilte uns langsam aber sicher die zunehmende Kälte, der erste Schnee bedeckte bald die umliegenden Berggipfel und in der Nacht fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Deshalb begannen wir Pläne zu schmieden wie wir weiter in den Süden, nach Mexiko kommen würden.

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